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Der Psychiatriekritiker

Sozialer Protest
In belebten Fußgängerzonen, vor großen Psychiatrien, wie z.B. der LVR Klinik Viersen und an anderen Orten Deutschlands errichtete Bernd Seiffert mit seinen Anhängern Informationsstände und war mit provokanten Plakaten und Informationsmaterial ausgerüstet. Um sich 
B. S. bei einer Demonstration in der Innenstadt von Dortmund
Verhör zu beschaffen, schreckte er nicht davor zurück, Psychiater auf seinen Plakaten als "staatlich geschützte Verbrecher" zu bezeichnen und die Abschaffung der prototypischen Psychiatrien zu fordern. Zeitungen berichteten schon damals über die Proteste von Bernd Seiffert und Gleichgesinnten. So berichtete die Rheinische Post zum Beispiel schon am 4.05.2009 von der Demonstration vor der Psychiatrie in Viersen Süchteln. Ein Kamerateam begleitete den Psychiatriekritiker bei seiner Demonstration in Viersen Süchteln. 


Soziale Bewegungen der Psychiatriekritik
Bernd Seiffert kämpfte gegen das Unrecht in deutschen Psychiatrien. Vor allem prangerte er an, dass Menschen gegen ihren Willen in eine Psychiatrie eingewiesen und mit Psychopharmaka und Neuroleptika behandelt werden. Genauso beunruhigten Bernd Seiffert die Stigmatisierungen des Psychiatriepatienten mit Krankheitsdiagnosen, weshalb er konträr darlegte, dass die Psychiatrie selber krank sei. Er schilderte: "Man braucht überhaupt kein Wissen, um zu verstehen, dass die Psychiatrie abgrundtief irre ist. Jedes Kind versteht, dass das Zerstören von Lebendigkeit und des Fühlens das Gegenteil von Hilfe ist" (Bernd Seiffert, Die Verbrechen der Psychiatrie, 2010). Um politisch aktiv  zu werden, schloss Bernd Seiffert sich nicht nur klassischen Selbsthilfegruppen (z.B. den Psychiatrie-Patinnen und -Paten e,V.), sondern auch sozialen Bewegungen (social communities) an, die sich insbesondere gesellschaftlich für die Rechte und die Gleichstellung von Psychiatriepatienten einsetzten. In Deutschland gehörte er z.B. zum Vorstand des Landesverbandes Psychiatrie Erfahrener  NRW und war Mitglied in der Weglaufhaus-Initiative Ruhrgebiet.
Bernd Seiffert (links): Demo gegen Psychiatrie
Im Jahr 2009 führte Bernd Seiffert mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern des LPE NRW e.V. mehrmalige Gespräche mit dem ehemaligen Staatsminister Karl-Josef Laumann und   einem Psychiater. Der Psychiatriekritiker Bernd Seiffert soll dadurch im Jahr 2009 mit erwirkt haben, dass es zu einer neuen Rechtslage der sogenannten Patientenverfügung gekommen ist. 


Im Großen und Ganzen vertrat Bernd Seiffert einerseits sozialpolitische Ansichten, die eher der Richtung der Antipsychiatrie zugeordnet werden können (siehe David Cooper und Ronal D. Laing), andererseits jedoch auch davon klar abzugrenzende psychiatriekritische Auffassungen (u.a. die von Thomas Szasz, Peter R. Breggin und Peter Lehmann). Bernd Seiffert strebte im Gegensatz zu vielen sozialen Verbänden jedoch danach, "das Problem der Psychiatrie an der Wurzel zu bekämpfen" und damit die Institution der Psychiatrie vorwiegend zu entmachten. Seine Hauptforderung betraf "die Daseinsberechtigung der Psychiatrie als solche an sich". So lautete Bernd Seiffert's principal claim,   "dass die Psychiatrie abgeschafft und so schnell wie möglich andere Strategien und Alternativen zur besseren Betreuung von Menschen in sozialen Krisensituationen impliziert werden müssen" (Stichwort: Weglaufhäuser). 

Zeitungsbericht der Rheinischen Post
Zeitungsartikel der Rheinischen Post über die Demonstration in Viersen Süchteln vom 4.05.2009
 

Foto aus der Rheinischen Post
Auf diesem Bild sieht man den Protest- und Infostand von Bernd Seiffert, Hermine Schneider und Willi Kappes. Bei ihrer Demonstration
Foto aus der Rheinischen Post vom 4.05.2009
handelte es sich um einen Protest gegen die Klinik Viersen Süchteln, wo das Psychiatrieopfer Willi Kappes über 33 Jahre lang zu Unrecht eingesperrt gewesen war. Willi K. soll in Viersen
Elektroschocks erhalten haben und zwangsweise mit verschiedensten psychiatrischen Medikamenten vollgepumpt worden sein. Hermine Schneider berichtete, dass ihrem Cousin Willi K. keinerlei Schulbesuche ermöglicht wurden und ihm darüber hinaus von der Klinik ein Familienanschluss verwehrt blieb. Das traurige Schicksal von Willi K. ermutigte Bernd Seiffert seinerzeit gegen die Praktiken der Psychiatrie zu demonstrieren. Er verteilte in der näheren Umgebung der Irrenanstalt 900 Flugblätter, um die Bürger über die Vorfälle in der Psychiatrie zu informieren. Bernd Seiffert war der Auffassung, dass die Psychiatrie die Menschen mit Neuroleptika abhängig macht. Außerdem komme es immer wieder zu gravierenden "Vergiftungserscheinungen, wie Zungenschlundkrämpfen, Körperkrämpfen, Sehstörungen" usw. Seiner Ansicht nach sei dies "keine medizinische Behandlung, sondern massenhafte Folter".

Wie man aus diesem Video erfährt, beschäftigte Bernd Seiffert sich insbesondere mit dem Thema der  psychiatrischen Zwangseinweisung und einer damit verbundenen Verabreichung von Psychopharmaka (Zwangsmedikation), die er auf das Schärfste kritisiert. In seinem Paradigma besteht jedoch auch eine Parallele zu anderen bekannten Kritikern im Ausland, wie zum Beispiel zu dem amerikanischen Psychiater Prof. emerit. Dr. Thomas Szasz, der sich mit ethischen Gesichtspunkten im Zusammenhang mit der Lehre der Psychiatrie befasst. In seinem Grundsatz ging Bernd Seiffert sogar so weit, dass er behauptete, dass es gar keine "psychischen Krankheiten" gibt. 

 

Traumatisierende Psychiatrieerlebnisse                             

In dem folgendem Video ("Dialog über die Psychiatrie") schildern Bernd Seiffert und sein langjähriger Freund die Erlebnisse, die sie in der Psychiatrie machten. Für Bernd Seiffert bedeutete die Entlassung, die mit Nachdruck von Angehörigen erreicht wurde, eine "Befreiung". Er sah sich als "Gefangener" an und glaubte zunächst nicht daran, dass er die Psychiatrie jemals überleben würde. 

 





Religion, Wahn und Stimmen
In diesem Video spricht Bernd Seiffert mit seinem Freund über Schizophrenie im Zusammenhang mit Religion, Wahn und Stimmen. Bernd Seiffert verdeutlicht, dass Stimmen nicht grundsätzlich als negativ bezeichnet werden können. In seinen Augen können Stimmen durchaus auch etwas positives sein und den Menschen auf bestimmte Gefahren hinweisen.














Verlinkung: Alle Interviews mit Bernd Seiffert


Post: Samstag 17.12.2011
Tod eines BPE-Mitgliedes
Im Rundbrief des BPE (Nr. 4/ Dezember 2011) haben wir heute erfahren, dass der Psychiatrieinsasse Christian Locher im Dezember letzten Jahres in einer Psychiatrie verstorben
Copyright 2011: Trauerblog
ist. Der erst 27-jährige Christian Locher soll seit 2009 ordentliches Mitglied im bekannten Bundesverband Psychiatrieerfahrener (BPE) gewesen sein und schon seit 2008 in Kontakt mit Vorstandmitgliedern des Landesverbandes Psychiatrie Erfahrener (LPE) gestanden haben. Vor kurzem wendete sich Christian Lochers Vater an den BPE und schickte dem Verein einen Brief. Die Mitteilungen, die der um seinen Sohn trauernde Vater gemacht hat, wurden nun vom BPE in einem Rundbrief veröffentlicht. Alle Mitglieder wurden über die Leidensgeschichte seines Sohnes informiert. Zuletzt soll Christian Locher als Patient im Kreispflegeheim Sinsheim gewesen sein. In diesem Pflegeheim, das laut den Angaben des Vaters eine "Außenstelle des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden in Wiesloch" sei, ist Christian Locher am 10. Dezember um ungefähr 14 Uhr gestorben. Sein Vater spricht von Mord und prangert an, dass sein Sohn mit zu hohen Gaben von Neuroleptika "zwangsmäßig vollgestopft" wurde und vermutet, dass er unter starken Schmerzen starb. Seit sieben Jahren soll Christian Locher "seiner Freiheit beraubt und entmündigt" worden sein. Auch sei der Psychiatrieinsasse immer wieder Versuchsperson für verschiedene Studien gewesen. "Mit Elektroschocks und hochpotenten Neuroleptika" sei er "gequält und gefoltert" worden. In den Akten stand, dass Christian L. "am Einatmen von Nahrung verstarb". Doch wie kann ein 27 Jahre alter Mann einfach so an seiner Nahrung ersticken? Ist es möglich, dass Pflegekräfte bestimmte Zwangsmaßnahmen angewendet haben oder waren es vielleicht doch die Medikamente, die möglicherweise einen sogenannten Zungenschlundkrampf verursacht haben? Diesen und ähnlichen Fragen scheint der Vater nun nachgehen zu wollen. Die Öffentlichkeit, der BPE und auch der Trauerblog von Bernd Seiffert haben jedenfalls ein großes Interesse daran, endlich die Wahrheit über den merkwürdigen Tod des jungen Mannes zu erfahren.    

Quelle: 
- Rundbrief Nr. 4 des BPE; Dokumentation BPE    
  Jahrestagung in  Kassel "Rechte haben! 
  Rechte durchsetzen!" 







Zwei Todesfälle in Frankfurt

In der Zeit vom 21. April und dem 29. Juli 2000 sind in der geschlossenen Psychiatrie der Uniklinik Frankfurt zwei Frauen unter seltsamen Umständen verstorben. Laut Frankfurter
Copyright 2011: Trauerblog
Rundschau ermittelte die Polizei gegen einen 25jährigen Pflegehelfer. Dieser  wurde verdächtigt, den beiden gegen ihren Willen eingewiesenen Patientinnen unbemerkt ein Narkosepräparat gespritzt zu haben. Für die geschlossene Abteilung und die Wohnungen des beschäftigten Pflegepersonals seien daraufhin von der Polizei Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt worden. Bei den zwei unter rätselhaften Umständen verstorbenen Psychiatrieinsassinnen soll es sich um eine 31- und eine 44jährige Frau gehandelt haben. Nach einer beantragten Öffnung der beiden Leichen konnten bei der 31jährigen Frau Rückstände des Narkosemittels Propofol festgestellt werden. Doch seltsamer Weise stellte sich heraus, dass dieser Arzneistoff in den Abteilungen der Psychiatrie nicht verwendet wird. Da Zeugen berichtet haben sollen, dass es sich um zwei anstrengende Patientinnen gehandelt habe und dass sie sich "unmittelbar vor ihrem Tod in einem Zustand der Benommenheit und Schläfrigkeit befunden haben", musste die Polizei davon ausgehen, dass eine Pflegekraft die Frauen mit dem Narkosemittel möglicherweise ruhigstellen wollte. Das Narkosemittel fand man jedoch bei einer Durchsuchung weder in der Klinik noch in den Wohnungen des Pflegepersonals. 



Quelle: 

- Frankfurter Rundschau vom 21.02.2001